Die Geschichte des Geschichtsvereins

Einleitung

Die Geschichte des Geschichtsvereins Dormagen ist ein Spiegelbild der lokalen Identitätsbildung, des bürgerschaftlichen Engagements und der kontinuierlichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit einer rheinischen Stadt, die auf eine über 2000-jährige Geschichte zurückblicken kann. Seit seiner Gründung im Jahr 1975 hat der Verein eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen: Von den ersten archäologischen Grabungen durch engagierte Laien über die Herausgabe vielbeachteter Publikationen bis hin zur Mitgestaltung der UNESCO-Welterbe-Präsentation des Niedergermanischen Limes. Der Verein hat sich dabei nicht nur als Bewahrer und Vermittler der Dormagener Geschichte etabliert, sondern auch als aktiver Akteur in der Denkmalpflege, der Bildungsarbeit und der Förderung des historischen Bewusstseins in der Region. Dieser Bericht zeichnet die umfassende Geschichte des Geschichtsvereins Dormagen nach, beleuchtet seine wichtigsten Aktivitäten, Publikationen, Mitglieder und Kooperationen und analysiert seinen Einfluss auf die lokale Geschichtskultur bis in die Gegenwart.

Gründungsgeschichte und frühe Jahre (1975-1980)

 

Die Gründungsidee und das gesellschaftliche Umfeld

Die Gründung des Geschichtsvereins Dormagen am 16. Oktober 1975 war das Ergebnis einer wachsenden lokalen Geschichtsbegeisterung, die sich in den 1970er Jahren in vielen deutschen Städten zeigte. In Dormagen war es insbesondere das Interesse an der römischen Vergangenheit und der Erhalt von Baudenkmalen, das eine Gruppe von Bürgern zusammenführte. Die Initiative ging maßgeblich von Paul Wierich und Vertretern einer bereits bestehenden archäologischen Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Gustav Müller aus, einem renommierten Provinzialrömischen Archäologen, der bereits seit den 1960er Jahren in Dormagen und Umgebung tätig war.

 

Die Gründungsversammlung fand in der Realschule Dormagen statt und wurde von der lokalen Presse aufmerksam begleitet. Insgesamt 28 Gründungsmitglieder beschlossen die Bildung der 21. „Ortsgruppe Dormagen“ im Verein Linker Niederrhein. Die Satzung und die Zielsetzung des Vereins umfassten von Beginn an die Bereiche Archäologie, Baudenkmalpflege sowie Brauchtum und Sprache im Stadtgebiet. Die konstituierende Sitzung erfolgte am 1. Dezember 1975 im Kreismuseum, womit der Verein offiziell ins Leben gerufen wurde.

Die ersten Vorstände und Gründungsmitglieder

Der erste Vorstand setzte sich aus Frau Helene Blum M.A. (Vorsitzende), Eberhard Kleinebudde (Schatzmeister) und Hans-Willi Schmidt (Geschäftsführer) zusammen. Diese Persönlichkeiten prägten die Anfangsjahre des Vereins maßgeblich. Helene Blum brachte als Vorsitzende ihre wissenschaftliche Expertise ein, während Eberhard Kleinebudde und Hans-Willi Schmidt, der später als langjähriger Kulturamtsleiter in Dormagen tätig war, die organisatorische und administrative Arbeit übernahmen. Zu den weiteren prägenden Gründungsmitgliedern zählten Paul Wierich und die Mitglieder der archäologischen Arbeitsgruppe um Dr. Gustav Müller.

Die ersten Aktivitäten: Archäologische Grabungen

Bereits am 6. Januar 1976 begann die Ortsgruppe mit ihrem ersten Grabungsvorhaben. Unter der Leitung von Dr. Gustav Müller wurde auf der Frankenstraße ein römischer Brunnen entdeckt, der über mehrere Meter in die Tiefe reichte. Diese Grabung markierte den Auftakt zu einer Reihe von archäologischen Aktivitäten, die das Selbstverständnis des Vereins als forschende und bewahrende Institution prägten. Im Laufe des Jahres 1976 folgten weitere Grabungen, unter anderem im Bereich des römischen Reiterkastells Durnomagus. Im Oktober desselben Jahres wurden spektakuläre Funde wie die Grundmauern des ehemaligen Kommandantenhauses auf der Römerstraße veröffentlicht, was dem Verein große öffentliche Aufmerksamkeit verschaffte.

Die 1980er Jahre:

Professionalisierung, Heruasforderungen und neue Impulse

 

Vereinsentwicklung und Namensänderungen

Mit dem Beginn der Grabungen im Garten des Pastorenhauses 1979 wurde der Gründungsaufruf zum „Geschichtsverein für Dormagen – Nievenheim und Zons e.V.“ veröffentlicht. Die öffentliche Resonanz war enorm: Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Freunde der Stadt traten dem neuen Verein bei. Diese Erweiterung des Vereinsnamens spiegelte die wachsende Bedeutung und das Selbstverständnis des Vereins wider, nicht nur für Dormagen, sondern auch für die umliegenden Stadtteile und die historische Festung Zons Verantwortung zu übernehmen.

 

Im Juni 1979 kam es zu einer archäologischen Sensation: Im Garten des Pfarrhauses wurde ein römischer Erdkeller entdeckt, der im weiteren Verlauf von einem Team des Landesmuseums Bonn detailliert dokumentiert wurde. Die Diskussion um den Erhalt dieses Bodendenkmals führte zu einer erfolgreichen Sicherung und Konservierung, was als frühes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Verein, Fachbehörden und Öffentlichkeit gilt.

 

Archäologische Aktivitäten und der Grabungsstop 1986

In den frühen 1980er Jahren setzte der Verein seine archäologischen Aktivitäten fort. 1983 wurden im Stadtzentrum weitere Ausgrabungen durchgeführt, bei denen unter anderem eine römische Hypokaustenanlage (Fußbodenheizung) entdeckt wurde. 1984 engagierte sich der Verein auch in der Restaurierung von Wegekreuzen in Rheinfeld und Zons, was die Erweiterung des Tätigkeitsfeldes auf die Baudenkmalpflege dokumentiert.

 

Ein einschneidendes Ereignis war der Grabungsstopp im März 1986. Eine Verordnung der neuen Leitung des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege in Bonn beendete die Arbeit der 15-köpfigen archäologischen Arbeitsgruppe Dormagen nach fast zehn Jahren erfolgreicher Tätigkeit. Künftig sollten Grabungen nur noch unter strengen wissenschaftlichen Bedingungen durchgeführt werden. Dieser Schritt bedeutete einen herben Rückschlag für die ehrenamtliche Grabungstätigkeit, führte aber auch zu einer stärkeren Professionalisierung und engeren Kooperation mit den Fachbehörden.

 

Vereinsleben und weitere Entwicklung

Trotz des Grabungsstopps blieb der Verein aktiv. 1988 wurde der liebevoll restaurierte Römerkeller im Römerhaus (Pfarrheim) eröffnet, der mit zahlreichen römischen Bodenfunden aus dem Stadtgebiet ausgestattet wurde. Die Eröffnungsrede hielt Dr. Gustav Müller, der kurz darauf verstarb. Der Römerkeller entwickelte sich zu einem wichtigen musealen Ort und Treffpunkt für die Vermittlung der römischen Geschichte Dormagens.

 

Im Mai 1989 trat der Geschichtsverein dem Kreisheimatbund bei, was die regionale Vernetzung weiter stärkte. Die Vorstandsstruktur wurde mehrfach angepasst, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden. 1991 wurde ein neuer Vorstand gewählt, bestehend aus Dr. Erich Kammerl, Dr. Ulrich Bahr, Hermann Kienle, Heinz Pankalla und Anita Pirwaß. Bereits 1993 erfolgte eine weitere Veränderung, mit Heinz Pankalla, Astrid Kerfs, Jost Auler, Dr. Ulrich Bahr und Axel Kerfs als Führungsteam.

Die 1990er Jahre bis 2009: Publikationen, neue Projekte und Wandel

 

Die Zeitsprünge-Reihe: Wissenschaftliche Publikationen und lokale Geschichtsschreibung

 

Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war die Herausgabe der ersten Zeitsprünge-Bände. 1994 erschien der erste Band „Dormagen von der Steinzeit bis zur Gegenwart“, der einen umfassenden Überblick über die lokale Geschichte bot und sowohl bei Fachleuten als auch in der interessierten Öffentlichkeit große Resonanz fand.

Die Zeitsprünge-Reihe entwickelte sich zu einer wichtigen Plattform für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen, thematischen Heften und Monografien zur Geschichte Dormagens und seiner Stadtteile. Bis 2009 erschienen insgesamt sieben Bände, die sich unter anderem mit der Jagdgeschichte, der Entwicklung des Zieglergewerbes in Zons, den Nibelungen in Dormagen, der Geschichte Knechtstedens und dem römischen Leben in den Nordwestprovinzen beschäftigten. Die Reihe wurde von verschiedenen Autoren und Herausgebern, darunter Jost Auler, Thomas Schwabach und Heinz Pankalla, betreut.

Band

Titel/Thema

Jahr

Herausgeber/Autor(en)

1

Dormagen von der Steinzeit bis zur Gegenwart

1994

Geschichtsverein Dormagen

2

Themenheft Jagdgeschichte

2003

Geschichtsverein Dormagen

3

Die Entwicklung des Zieglergewerbes in Zons

2004

Thomas Schwabach, Jost Auler (Hrsg.)

4

Themenheft Gohr und Broich

2004

Geschichtsverein Dormagen

5

Die Nibelungen in Dormagen

2005

Geschichtsverein Dormagen

6

Die Geschichte Knechtstedens

2006

Geschichtsverein Dormagen

7

Limes, Lager, Landwirtschaft – Römisches Leben...

2009

Geschichtsverein Dormagen

Die Zeitsprünge-Bände sind ein zentrales Element der wissenschaftlichen Arbeit des Vereins. Sie bieten sowohl einen Überblick über die gesamte Stadtgeschichte als auch vertiefende Analysen zu Spezialthemen. Die hohe Qualität der Beiträge und die breite Themenvielfalt haben dazu beigetragen, dass die Reihe auch überregional Beachtung findet und in zahlreichen Bibliotheken und Archiven verfügbar ist.

 

Bedeutende Mitglieder und Autoren

Zu den prägenden Persönlichkeiten des Vereins zählen neben den bereits genannten Gründungsmitgliedern insbesondere Jost Auler und Sascha Wichmann. Jost Auler, Jahrgang 1958, ist Prähistoriker, Historiker, Museumspädagoge und Autor zahlreicher Fachpublikationen. Er war in den frühen 1980er Jahren an den Ausgrabungen im Lagerbereich südlich des historischen Rathauses beteiligt und hat mit seinen Arbeiten maßgeblich zur Erforschung der römischen Vergangenheit Dormagens beigetragen. Seine Monografie „Capite arma equites! Dormagen in der Römerzeit“ erschien 2021 anlässlich der Aufnahme des Niedergermanischen Limes in die UNESCO-Welterbeliste und wurde gemeinsam mit dem Geschichtsverein herausgegeben.

Sascha Wichmann, M.A., übernahm 2010 die Führung des Vereins und war zuvor bereits als Autor und Herausgeber aktiv. Weitere bedeutende Mitglieder und Autoren sind Heinz Pankalla, Astrid Kerfs, Dr. Ulrich Bahr, Axel Kerfs und Thomas Schwabach. Ihre Beiträge reichen von archäologischen Fachaufsätzen über lokalhistorische Studien bis hin zu museumspädagogischen Projekten.

 

Engagement für Denkmalschutz und Stadtbild

In den späten 1990er Jahren engagierte sich der Verein intensiv für den Erhalt des historischen Gebäudes „Alte Post“ auf der Kölner Straße, das vom Abriss bedroht war. Dieses Engagement zeigt, dass der Verein nicht nur wissenschaftlich, sondern auch gesellschaftspolitisch aktiv ist und sich für den Erhalt des historischen Stadtbildes einsetzt.

Kooperationen, Veranstaltungen und Bildungsangebote

 

Kooperationen mit Institutionen und Partnern

Der Geschichtsverein Dormagen pflegt enge Kooperationen mit einer Vielzahl von Institutionen und Partnern. Dazu zählen insbesondere das Archiv im Rhein-Kreis Neuss, das Kreismuseum, die Untere Denkmalbehörde der Stadt Dormagen, das Stadtmarketing, das Landesmuseum Bonn sowie verschiedene Schulen und Bildungseinrichtungen.

 

Ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit ist die Vortragsreihe „Geschichte im Gewölbekeller“, die gemeinsam mit dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss veranstaltet wird. In drei Vorträgen pro Halbjahr werden unterschiedliche Facetten der lokalen und regionalen Geschichte beleuchtet. Die Veranstaltungen finden im historischen Gewölbekeller der Nordhalle von Burg Friedestrom statt und bieten eine einzigartige Atmosphäre für den Austausch zwischen Referenten und Publikum.

 

Darüber hinaus arbeitet der Verein mit der Kirchengemeinde St. Michael zusammen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Römerkeller, der als musealer Ausstellungsort und Veranstaltungsraum dient. Auch mit der Sparkasse Neuss bestehen Kooperationen, etwa bei der Finanzierung von Publikationen und Ausstellungen.

 

Veranstaltungen, Führungen und Bildungsangebote

Ein zentrales Element der Vereinsarbeit sind die vielfältigen Veranstaltungen und Bildungsangebote. Dazu zählen:

  • Geführte Zeitreisen und Römerführungen: Der Verein bietet regelmäßig themenorientierte Führungen durch das römische Dormagen an. Diese sogenannten „Zeitreisen“ richten sich sowohl an Erwachsene als auch an Familien und Schulklassen. Die Führungen werden in Kooperation mit dem Stadtmarketing und der Unteren Denkmalbehörde organisiert und sind seit der Anerkennung des UNESCO-Welterbes besonders gefragt.
  • Sonderveranstaltungen im Römerkeller: Im Römerkeller finden regelmäßig Aktionen, Vorträge und Ausstellungen statt, die das Alltagsleben in der römischen Epoche, religiöse Praktiken und die Geschichte der Militärziegelei thematisieren.
  • Vortragsreihen und Workshops: In Zusammenarbeit mit dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss und anderen Partnern werden Vortragsreihen, Workshops und Tage der offenen Tür angeboten, die sich an ein breites Publikum richten und den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit fördern.

Format

Zielgruppe

Inhalte/Themen

Kooperationspartner

Römerführungen

Erwachsene, Familien

Römische Geschichte Dormagens, UNESCO-Welterbe

Stadtmarketing, Denkmalbehörde

Vortragsreihe „Geschichte im Gewölbekeller“

Allgemein

Lokale und regionale Geschichte, Kulturgeschichte

Archiv im Rhein-Kreis Neuss

Sonderveranstaltungen im Römerkeller

Allgemein

Alltagsleben, Religion, Militärziegelei

Kirchengemeinde St. Michael

Workshops und Tage der offenen Tür

Schulen, Interessierte

Archäologie, Denkmalpflege, Stadtgeschichte

Schulen, Museen, Stadt Dormagen

Die Veranstaltungen des Vereins sind ein wichtiger Beitrag zur Vermittlung von Geschichte und zur Förderung des historischen Bewusstseins in der Bevölkerung. Sie bieten niedrigschwellige Zugänge zu komplexen Themen und ermöglichen den direkten Austausch zwischen Experten und Laien.

Der Geschichtsverein Dormagen und das UNESCO-Welterbe Niedergermanischer Limes

 

Die Rolle des Vereins bei der Anerkennung und Präsentation

Ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Anerkennung des römischen Reiterkastells Durnomagus als Bestandteil des UNESCO-Welterbes Niedergermanischer Limes im Jahr 2021. Der Verein war maßgeblich an der Vorbereitung und Umsetzung der Welterbe-Ausstellungen im Römerkeller und im Historischen Rathaus beteiligt. Gemeinsam mit der Stadt Dormagen, der Unteren Denkmalbehörde und dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss wurde ein umfassendes Konzept zur Präsentation der römischen Vergangenheit entwickelt.

 

Die Ausstellung im Historischen Rathaus widmet sich dem Leitthema „Reiter und Pferd“ und beleuchtet die Rolle der Ala Noricorum, einer Reitereinheit mit 480 Soldaten, die als schnelle Eingreiftruppe die Rheingrenze bewachte. Der Römergarten zwischen den Rathäusern dient als Erlebnisort für die ganze Familie und bietet unter anderem einen Nachbau eines römischen Laufgangs, Grab- und Weihesteine sowie ein inklusives Angebot mit Tastmodellen für Blinde. Die Ausstellung im Römerkeller konzentriert sich auf das Alltagsleben im Lagerdorf, Wohnen und Arbeiten, Religion und Kult sowie die Geschichte der Militärziegelei.

 

Digitale Vermittlung und Innovation

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der digitalen Vermittlung der Geschichte. Dank einer großzügigen Spende des Werkstoffherstellers Covestro konnte das Welterbe auch virtuell erlebbar gemacht werden. Im Historischen Rathaus entstand ein kleines Kino, das Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise durch die antike Geschichte Dormagens nimmt. Digitale Stationen im Römerkeller präsentieren die zivile Siedlung und die Militärziegelei. Viele Inhalte werden zudem online bereitgestellt, um ein breites Publikum zu erreichen und insbesondere jüngere Zielgruppen anzusprechen.

Der Verein sieht es als seine Aufgabe, das Welterbe mit Leben zu füllen und das geschichtliche Interesse in der Bevölkerung zu wecken. Die digitalen Medienproduktionen und interaktiven Anwendungen sind ein wichtiger Schritt, um die römische Vergangenheit der Stadt zeitgemäß zu vermitteln und die Fundplätze des Niedergermanischen Limes nachhaltig in das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

 

Veranstaltungen zum Welterbe-Jubiläum

Anlässlich des fünfjährigen Jubiläums der UNESCO-Anerkennung im Jahr 2026 plant der Verein gemeinsam mit verschiedenen Partnern ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Dazu gehören Sonderführungen, Aktionen im Römerkeller und ein Römerfest im Rahmen des Michaelismarktes. Ziel ist es, die römische Geschichte und den Weg zum anerkannten Weltkulturerbe lebendig werden zu lassen und die Bedeutung des Welterbes für Dormagen und die Region hervorzuheben.

Aktuelle Vereinsstruktur, Mitglieder und Organisation (2024-2025)

 

Vorstand und Mitglieder

Der aktuelle Vorstand des Geschichtsvereins Dormagen (Stand 2024–2025) setzt sich wie folgt zusammen:

  • Reinhard Rehse (1. Vorsitzender)
  • Birgit Krahforst (2. Vorsitzende)
  • Joachim Fischer (Schatzmeister)
  • Marc Chudaska (Beisitzer)
  • Natale G. Cincinnati (Beisitzer)

Diese Struktur spiegelt die Kontinuität und die gleichzeitige Erneuerung des Vereins wider. Reinhard Rehse wurde 2015 zum Vorsitzenden gewählt und hat die Vereinsarbeit in den letzten Jahren maßgeblich geprägt. Birgit Krahforst und Joachim Fischer bringen als langjährige Mitglieder ihre Erfahrung und ihr Netzwerk ein. Marc Chudaska und Natale G. Cincinnati stehen für die Einbindung neuer Impulse und die Öffnung des Vereins für jüngere Zielgruppen.

 

Die Mitgliederzahl des Vereins ist in den letzten Jahren stabil geblieben. Neben den aktiven Mitgliedern, die sich an Projekten, Führungen und Veranstaltungen beteiligen, gibt es zahlreiche Fördermitglieder und Unterstützer aus der lokalen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Der Verein ist im Vereinsregister beim Amtsgericht Neuss unter der Nummer VR 815 eingetragen und erfüllt alle Anforderungen an einen gemeinnützigen Verein.

 

Digitale Präsenz und Öffentlichkeitsarbeit

Der Geschichtsverein Dormagen ist mit einer eigenen Website präsent, die regelmäßig aktualisiert wird und Informationen zu Geschichte, Veranstaltungen, Publikationen und Kontaktmöglichkeiten bietet. Die Website wird derzeit modernisiert, um sie attraktiver und benutzerfreundlicher zu gestalten. Darüber hinaus nutzt der Verein verschiedene Social-Media-Kanäle, um auf aktuelle Projekte, Veranstaltungen und Publikationen aufmerksam zu machen und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu fördern.

 

Die Öffentlichkeitsarbeit umfasst auch die Zusammenarbeit mit lokalen Medien, Pressemitteilungen, Newsletter und die Beteiligung an städtischen Veranstaltungen. Ziel ist es, die Sichtbarkeit des Vereins zu erhöhen, neue Mitglieder zu gewinnen und das Interesse an der lokalen Geschichte zu stärken.

Publikationen, Sammlungen und Bibliographie

 

Monografien und Sammelbrände

Neben der Zeitsprünge-Reihe hat der Verein zahlreiche weitere Publikationen herausgegeben oder unterstützt. Besonders hervorzuheben ist die Monografie „Capite arma equites! Dormagen in der Römerzeit“ von Jost Auler, die 2021 anlässlich der UNESCO-Anerkennung erschien. Das Werk bietet einen umfassenden Überblick über die römische Geschichte Dormagens, die Bedeutung des Niedergermanischen Limes und die archäologischen Funde im Stadtgebiet. Es richtet sich sowohl an interessierte Laien als auch an Studierende und Fachleute und ist reich illustriert mit Abbildungen von Fundstücken, Karten und Rekonstruktionen.

 

Weitere Monografien und Sammelbände behandeln Themen wie die Entwicklung des Zieglergewerbes in Zons, die Geschichte Knechtstedens, die Nibelungen in Dormagen und die archäologische Erforschung von Hinrichtungsstätten. Die Publikationen sind in lokalen Buchhandlungen erhältlich und können über den Verein bezogen werden. Viele Werke sind auch in öffentlichen Bibliotheken und Archiven verfügbar.

 

Bibliographie und Sammlungen

Der Verein pflegt eine umfangreiche Bibliographie zur Geschichte Dormagens und des Niedergermanischen Limes. Die Sammlung umfasst Monografien, Fachaufsätze, Ausstellungskataloge und Quelleneditionen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Dokumentation der archäologischen Funde und der Entwicklung der Stadtteile Dormagens. Die Bibliographie wird regelmäßig aktualisiert und steht Mitgliedern und Interessierten zur Verfügung.

 

Der Römerkeller beherbergt eine Sammlung von römischer Feinkeramik (Terra Sigillata), Gebrauchskeramiken, Grabbeigaben und Weihesteinen. Die Exponate stammen aus den Grabungen der 1970er und 1980er Jahre und werden durch Leihgaben und Neufunde ergänzt. Die Sammlung ist ein wichtiger Bestandteil der musealen Vermittlung und dient als Anschauungsmaterial für Führungen und Workshops.

Einfluss auf die lokale Geschichtskultur und Denkmalpflege

 

Förderung des historischen Bewusstseins

Der Geschichtsverein Dormagen hat in den letzten fünf Jahrzehnten maßgeblich zur Förderung des historischen Bewusstseins in der Stadt und der Region beigetragen. Durch seine Aktivitäten, Publikationen und Veranstaltungen hat er das Interesse an der lokalen Geschichte geweckt und vertieft. Viele Bürgerinnen und Bürger sind durch die Angebote des Vereins erstmals mit der römischen Vergangenheit, der mittelalterlichen Festung Zons oder der Entwicklung der Stadtteile in Berührung gekommen.

 

Die Vermittlung von Geschichte erfolgt dabei auf verschiedenen Ebenen: Wissenschaftlich fundierte Publikationen, niedrigschwellige Führungen, digitale Angebote und die Einbindung von Schulen und Bildungseinrichtungen sorgen für eine breite Wirkung. Der Verein versteht sich als Brücke zwischen Wissenschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit und trägt dazu bei, dass Geschichte als Teil der lokalen Identität wahrgenommen wird.

 

Engagement für Denkmalschutz und Stadtentwicklung

Der Verein hat sich immer wieder für den Erhalt und die Pflege von Baudenkmalen eingesetzt. Beispiele sind die Sicherung des römischen Erdkellers, die Restaurierung von Wegekreuzen und das Engagement für den Erhalt der „Alten Post“. In Zusammenarbeit mit der Stadt Dormagen, der Denkmalbehörde und anderen Partnern wurden zahlreiche Projekte zur Sicherung und Präsentation von Bodendenkmalen realisiert. Die Beteiligung an der Entwicklung des Römerkellers und der Welterbe-Ausstellungen ist ein herausragendes Beispiel für die erfolgreiche Verbindung von Denkmalschutz, Vermittlung und Stadtentwicklung.

 

Herausforderungen und Kontroversen

Die Geschichte des Vereins ist auch von Herausforderungen und Kontroversen geprägt. Der Grabungsstopp 1986 war ein einschneidendes Ereignis, das die ehrenamtliche Grabungstätigkeit beendete und zu einer stärkeren Professionalisierung führte. Die Diskussionen um den Erhalt von Bodendenkmalen und historischen Gebäuden zeigen, dass der Verein immer wieder zwischen den Interessen von Stadtentwicklung, Denkmalschutz und öffentlicher Nutzung vermitteln muss. Die Finanzierung von Projekten, die Gewinnung neuer Mitglieder und die Anpassung an digitale Vermittlungsformen sind weitere Herausforderungen, denen sich der Verein kontinuierlich stellt.

Finanzierung, Sponsering und Fördermittel

 

Finanzierungsquellen

Die Finanzierung der Vereinsarbeit erfolgt aus verschiedenen Quellen:

  • Mitgliedsbeiträge: Die Beiträge der Mitglieder bilden die finanzielle Basis des Vereins und sichern die laufenden Kosten für Verwaltung, Veranstaltungen und Publikationen.
  • Spenden und Sponsoring: Der Verein erhält regelmäßig Spenden von Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen. Besonders hervorzuheben ist die Unterstützung durch die Sparkasse Neuss und den Werkstoffhersteller Covestro, die maßgeblich zur Realisierung von Publikationen und digitalen Projekten beigetragen haben.
  • Fördermittel: Für größere Projekte, wie die Einrichtung der Welterbe-Ausstellungen, werden Fördermittel von öffentlichen Stellen, Stiftungen und dem Landschaftsverband Rheinland eingeworben.
  • Einnahmen aus Publikationen und Veranstaltungen: Der Verkauf von Büchern, Broschüren und Eintrittsgeldern für Sonderveranstaltungen trägt zur Finanzierung bei.

Die solide finanzielle Basis ermöglicht es dem Verein, langfristige Projekte zu planen und umzusetzen. Die Transparenz in der Mittelverwendung und die regelmäßige Berichterstattung an die Mitglieder sind dabei zentrale Prinzipien der Vereinsarbeit.

Aktuelle Projekte und Zukunftspläne (2025-2026)

 

Jubiläumsjahr 2025 und Veranstaltungsprogramm 2026

Im Jahr 2025 feierte der Geschichtsverein Dormagen sein 50-jähriges Bestehen. Die Jubiläumsfeier fand am 1. Dezember 2025 im Römerkeller statt und wurde von zahlreichen Gästen, darunter Bürgermeister Erik Lierenfeld und die beiden Gründungsmitglieder Eberhard Kleinebudde und Hans-Willi Schmidt, begleitet. In seiner Ansprache würdigte der Vorsitzende Reinhard Rehse die Verdienste der ehemaligen Vorsitzenden und die Unterstützung durch die Mitglieder über fünf Jahrzehnte hinweg.

 

Für das Jahr 2026 plant der Verein, das fünfjährige Jubiläum des UNESCO-Welterbes Niedergermanischer Limes mit einer Reihe von Veranstaltungen und Aktionen zu begehen. Dazu gehören Sonderführungen, ein Römerfest, digitale Präsentationen und die Weiterentwicklung der Ausstellungen im Römerkeller und im Historischen Rathaus. Ziel ist es, die römische Geschichte Dormagens noch stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken und neue Zielgruppen anzusprechen.

 

Digitalisierung und Modernisierung

Ein zentrales Zukunftsprojekt ist die Modernisierung der Vereinswebsite und die Ausweitung der digitalen Angebote. Die Website wird derzeit überarbeitet, um sie attraktiver und benutzerfreundlicher zu gestalten. Neue Themen und Angebote sind in Entwicklung, darunter digitale Führungen, Online-Ausstellungen und interaktive Lernmodule. Der Verein setzt damit auf eine zeitgemäße Vermittlung von Geschichte und die Ansprache jüngerer Zielgruppen.

 

Ausbau der Kooperation und Netzwerke

Der Verein plant, die Zusammenarbeit mit Schulen, Museen, Archiven und anderen Geschichtsvereinen weiter auszubauen. Ziel ist es, gemeinsame Projekte zu realisieren, den Austausch von Wissen und Erfahrungen zu fördern und die regionale Vernetzung zu stärken. Die Kooperation mit dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss und die Beteiligung an der Vortragsreihe „Geschichte im Gewölbekeller“ sollen weiter intensiviert werden.

Zusammenfassung und Ausblick

Der Geschichtsverein Dormagen blickt auf eine bewegte und erfolgreiche Geschichte zurück. Seit seiner Gründung 1975 hat er sich von einer kleinen Ortsgruppe zu einer zentralen Institution der lokalen Geschichtskultur entwickelt. Die Bandbreite der Aktivitäten reicht von archäologischen Grabungen und Denkmalpflege über wissenschaftliche Publikationen bis hin zu innovativen digitalen Vermittlungsangeboten. Der Verein hat maßgeblich zur Erforschung, Bewahrung und Vermittlung der Dormagener Geschichte beigetragen und das historische Bewusstsein in der Stadt und der Region nachhaltig geprägt.

 

Die Herausforderungen der Zukunft liegen in der weiteren Digitalisierung, der Gewinnung neuer Mitglieder und der Sicherung der finanziellen Basis. Die Anerkennung des römischen Reiterkastells als UNESCO-Welterbe und die damit verbundenen Projekte bieten große Chancen, die Geschichte Dormagens auch überregional sichtbar zu machen und neue Impulse für die Vereinsarbeit zu setzen. Mit seinem engagierten Vorstand, den zahlreichen Mitgliedern und Unterstützern sowie einem breiten Netzwerk von Kooperationspartnern ist der Geschichtsverein Dormagen bestens aufgestellt, um auch in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der lokalen Geschichtskultur zu spielen.

Jahr

Titel/Projekt

Autor/Herausgeber

Bemerkungen

1994

Zeitsprünge 1: Dormagen von der Steinzeit bis zur Gegenwart

Geschichtsverein Dormagen

Grundlegende Stadtgeschichte

2003

Zeitsprünge 2: Themenheft Jagdgeschichte

Geschichtsverein Dormagen

Spezialthema

2004

Zeitsprünge 3: Die Entwicklung des Zieglergewerbes in Zons

Schwabach, Thomas; Auler, Jost

Gewerbegeschichte

2004

Zeitsprünge 4: Themenheft Gohr und Broich

Geschichtsverein Dormagen

Stadtteilgeschichte

2005

Zeitsprünge 5: Die Nibelungen in Dormagen

Geschichtsverein Dormagen

Kulturgeschichte

2006

Zeitsprünge 6: Die Geschichte Knechtstedens

Geschichtsverein Dormagen

Klostergeschichte

2009

Zeitsprünge 7: Limes, Lager, Landwirtschaft

Geschichtsverein Dormagen

Römische Geschichte

2021

Capite arma equites! Dormagen in der Römerzeit

Jost Auler

Monografie zum UNESCO-Welterbe

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